Quecksilber – das Gift in unseren Fischen

Meeresfrüchte und Fisch sind für ca. Mrd Menschen essentieller Bestandteil der Ernährung und meist die einzige Eiweißquelle. Weltweit verzehrt jeder Mensch ca. 22,3 Kilo Fisch* im Jahr, Und trotz der Überfischung der Meere und der Umweltproblematik ist die Tendenz weiter steigend (European Commission, 2018).

Fische sind den im Wasser enthaltenen Schadstoffen wie Quecksilber permanent ausgesetzt und sammeln und reichern diese in ihren Körpern an. Am gefährlichsten ist Methylquecksilber – eine bioverfügbare Form von Quecksilber. Es reichert sich insbesondere in Raubfischen am Ende der Nahrungskette an. Dazu zählen insbesondere Thunfische, Aale, Heilbutte, Seeteufel, Hechte oder auch Rotbarsche.

Woher kommt das Quecksilber in der Umwelt?

Quecksilber gelangt sowohl auf natürlichen Wegen als auch aufgrund menschlicher Aktivitäten in die Umwelt. Es gelangt bei Vulkanausbrüchen, an Geysiren, bei Waldbränden oder andere brennende Biomasse in die Atmosphäre. Mit dem natürlichen Wasserkreislauf kommt es schließlich zum größten Teil ins Meer.

Industriell wird Quecksilber bei jeder Verbrennung von Kohle und anderen fossilen Energieträgern frei und gerät bei Industrieprozessen wie der Zementproduktion und der Nicht-Eisen-Metall-Verhüttung in die Atmosphäre.

Seit etwa 1850 hat der Mensch den Quecksilbergehalt in der Atmosphäre und im Ozean um etwa den Faktor 3 erhöht.

Methylquecksilber im Meer und Raubfischen

80 Prozent des anorganischen Quecksilbers, das  in die Atmosphäre gelangt, landet im Ozean. In Meerestiefen, von circa 200 bis 700 Metern Tiefe, wird es dann von Bakterien, die in dieser Tiefe Biomasse zersetzen, in das hoch giftige und bioverfügbare Methylquecksilber umgewandelt (U.S. Geological Survey; Schartup et al., 2019).

Welche Bedeutung hat die Form von Quecksilber? Nun, methyliertes Quecksilber ist wesentlich giftiger und wirkt insbesondere auf das Nervensystem aber auch auf das ungeborene Leben. Einfaches Quecksilber (Hg2+) und Methylquecksilber (MeHg+) unterscheiden sich dadurch, dass die organische Form, also das Methylquecksilberfettlöslich ist und dadurch Membrangrenzen wie die Blut-Hirn-Schranke und die Blut-Plazenta-Schranke überwinden kann. Dadurch kann es direkt auf das zentrale Nervensystem einwirken. Ansonsten wird vor allem die Niere in Mitleidenschaft gezogen. Methylquecksilber wirkt zudem auch auf die Leber (unser Entgiftungsorgan) und unser Fortpflanzungs- und Entwicklungssystem.

Das Problem der Anreicherung

Methylquecksilber ist die mit Abstand häufigste Form von Quecksilber in der Nahrungskette. Untersuchungen konnten zeigen, dass die Quecksilberkonzentration in Raubfischen im Vergleich zum umgebenden Meerwasser um das Millionenfache ansteigen kann (Schartup et al., 2019, Watras und Bloom, 1992). Man bezeichnet dies als Bioakkumulation.

Methylquecksilber reichert sich dabei sehr schnell an (U.S. Geological Survey, 2018). Im Verdauungstrakt von Fischen zeigen sich Aufnahmeraten von bis zu 90 Prozent (Wiener et al., 2002). Gleichzeitig werden Organismen das angesammelte Methylquecksilber nur sehr langsam wieder los. Untersiuchungen zeigen, das gerade einmal die Hälfte des aufgenommenen Methylquecksilbers  nach mehr als 2 Jahren und 9 Monaten wieder herausgeschleustwurde. (Wiener et al., 2002). Für die Entgiftungsmechanismen des Körpers ist Methylquecksilber nicht erkennbar, weil es sich an Methionin bindet.

Die am stärksten gefährdete Bevölkerungsgruppe sind Schwangere, Neugeborene und Kleinkinder. Der Körper einer Frau kann bereits vor der Schwangerschaft Quecksilber speichern, das sich später über die Plazenta im Fötus anreichert. Kinder reagieren auf Belastungen mit Methylquecksilber fünf- bis zehnmal empfindlicher als Erwachsene. Zudem bauen Föten und Kleinkinder
das Gift viel langsamer ab
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Quecksilber kann die geistige Entwicklung des Ungeborenen massiv beeinträchtigen. Etliche Studien der vergangenen Jahre von den Färöer-Inseln, den Seychellen und aus Neuseeland haben gezeigt, dass bereits geringe Mengen des organischen  Quecksilbers während der Schwangerschaft negative Auswirkungen auf die Entwicklung der kindlichen Gehirne hatten [36, 37, 38]
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Schon kurz nach der Empfängnis, bei den ersten Teilungszyklen der befruchteten Eizelle, können Zellen absterben. Besonders sensibel reagiert der Embryo im ersten Drittel der Schwangerschaft, wenn die Zellen sich schnell teilen und sich Gewebe und Organe ausbilden. Methylquecksilber (MeHg) ist jedoch über die gesamte Schwangerschaft hinweg gefährlich für das Kind. Nach
UNEP-Studien kann eine erhöhte MeHg-Belastung in der frühkindlichen Entwicklungsphase zu verschiedenen neurologischen Schäden führen. Sie zeigen sich in Symptomen wie geistiger Behinderung, Krampfanfällen, Seh- und Hörverlust, Wachstums- und Sprachstörungen, Gedächtnisverlust und verminderter Intelligenz.
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Zudem gibt es Hinweise darauf, dass bei erhöhter Belastung mit Methylquecksilber Kinder eher ein  Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS) entwickeln. Prof. Dr. Ellen Fritsche, Toxikologin am Leibniz-Institut für medizinische Umweltforschung in Düsseldorf, erforscht seit Jahren die Wirkung von Quecksilber auf die neuronale Entwicklung. „Quecksilber ist für das sich entwickelnde Zentralnervensystem eine der giftigsten Substanzen, die es gibt. Und das Fatale ist, dass es die  Entstehung der gesamten Hirnarchitektur stört. Es wirkt nicht spezifisch nur auf bestimmte Entwicklungsprozesse, sondern greift auf allen Ebenen der neuronalen Entwicklung ein.“ 

Besonders während der Schwangerheit und in der Stillzeit sollten Frauen, daher möglichst auf Fisch verzichten.
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